Ferdinand Tönnies (1855-1936) war ein Wissenschaftspionier: International hervorragend vernetzt, gehörte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Begründern der Soziologie als eigenständige akademische Disziplin. Er hatte nicht zuletzt auch durch seine Vorreiterrolle in der entstehenden modernen Sozialstatistik einen maßgeblichen Einfluss auf das gesellschaftsanalytische Wissen seiner Epoche. Der Nachlass des in Oldensworth bei Husum geborenen Soziologen zählt mit seinen 82 Archivkästen zu den größten sozialwissenschaftlichen Nachlässen im deutschsprachigen Raum. Einer der Hauptschwerpunkte des Nachlasses liegt auf dem großen Bestand an Werkmanuskripten. Dem umfangreichen Teil an Veröffentlichtem steht dabei ein nicht unerheblicher Teil noch nie publizierter Entwürfe gegenüber. Neben seinem Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft sind es auch zahlreiche weitere Werkentwürfe, die in Varianten, Vorformen, und Korrekturbögen vieles über den Entstehungs- und Arbeitsprozess des Soziologen verraten.

Der umfassende Briefwechsel zeigt, dass der Schleswig-Holsteiner Tönnies trotz enger Heimatverbundenheit auch ein Kosmopolit, ein global vernetzter Denker war. Sein umfassender Briefeingang von Persönlichkeiten wie Bertrand Russell, Herbert Spencer, Georg Simmel oder Albert Einstein offenbart ein ungewöhnlich großes überregionales Korrespondenznetzwerk nach Großbritannien, USA bis hin in den fernen Osten. Die Bandbreite seiner Briefpartner steht auch als Indiz seiner vielseitigen Interessen, die nicht nur auf sozialwissenschaftliche und gesellschaftsphilosophische Themen beschränkt blieben. Dazu gehört auch ein umfassender korporativer Nachlassteil, also Briefe, die Tönnies als Vorstandsmitglied von Vereinen oder Gesellschaften erhalten hat, wie etwa die Akten der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, und etwa 2.000 Familienbriefe. Ein besonderes werk­biogra­fisches Charakteristikum des Nachlasses sind die 167 Notizbücher und –kalender, die mit seltener Lückenlosigkeit daherkommen. Sie enthalten wertvolles gesellschaftswissenschaftliches und philosophisches Material – so etwa Entwürfe zu Werkmanuskripten, Begriffserörterungen oder statistische Analysen.

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