Johann Heinrich Voß (1751-1826) gilt als einer der wichtigsten Dichter der Spätaufklärung und ist vor allem für seine Übertragungen von Homers Epen (Ilias, Odyssee) und anderer Klassiker der Antike bekannt. Voß war Mitbegründer und führender Kopf des Göttinger Hainbundes und ab 1774 alleiniger Herausgeber des Musenalmanachs.

1777 heiratete Johann Heinrich Voß Ernestine Boie (1756-1834), Schwester seines Meldorfer Dichterfreundes Heinrich Christian Boies. Die Familie Voß zog von Wandsbek nach Otterndorf an der Elbe und schließlich 1782 nach Eutin, wo Johann Heinrich Voß zum Gymnasialdirektor ernannt worden war, 1786 zum Hofrat. Das „Voß-Haus“ im Stadtzentrum wurde zur Begegnungsstätte mit vielen Persönlichkeiten der Epoche: Wilhelm von Humboldt, Friedrich Klopstock, Matthias Claudius und Friedrich Heinrich Jacobi waren gern gesehene Gäste. Der literarische „Eutiner Kreis“ rund um die Familie Voß machte Eutin zum „Weimar des Nordens“ – gleichzeitig war die Eutiner Zeit die produktivste im Leben Johann Heinrich Voß‘. Auf seinen Reisen knüpfte Voß zahlreiche Kontakte, wie etwa mit Gleim, Goethe, Wieland und Herder.

Das Boie-Voß-Familienarchiv ist einer der ältesten und wertvollsten Nachlassbestände der Landesbibliothek. Mit insgesamt 50 Archivkästen hält es deutschlandweit die größte Sammlung an Autographen der Familie Voß bereit. Der Bestand umfasst Korrespondenzen von Johann Heinrich Voß an Freunde und Dichterkollegen wie Matthias Claudius, Heinrich von Gerstenberg, Johann Martin Miller oder die Stolberg-Brüder, persönliche Unterlagen wie Urkunden zu Hauskauf, Heirat und Familienereignissen, Manuskripte, v.a. Gedichte und Drucksachen sowie das Herzstück des Nachlasses: die Familienkorrespondenz. Sie enthält Briefe zahlreicher Mitglieder der Familie Voß und Boie, etwa der Eltern Voß‘, Briefwechsel mit den Söhnen, Korrespondenzen der Familien Boie und Haberkorn wie etwa Briefe von und an Heinrich Christian Boie und Familie oder die Sammlung des Naturkundlers Friedrich Boie.

Insbesondere die mehrere Hundert Dokumente umfassenden Braut- und Ehebriefe, die Johann Heinrich Voß und seine Frau Ernestine Boie wechselten, sind ein besonderes Highlight. Sie zählen zu den eindrucksvollsten Privatkorrespondenzen, die aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert – der Hochphase des Briefes – in diesem Umfang erhalten geblieben sind. Bislang weitgehend unveröffentlicht, sie sind eine unentbehrliche Quelle der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte der Spätaufklärung: Mit Informationen zu Buchproduktion, Verlagsgeschichte und Literatenexistenz zeichnen sie ein lebendiges Bild vom Leben und Umfeld einer norddeutschen Dichterfamilie um 1800. Darüber hinaus sind sie auch ein Dokument zeitgenössischer Briefkultur: So sind sie nicht nur als Privatbriefe, sondern auch rhetorisch überhöhte Kunstbriefe voller Wortspielereien und Geselligkeitsformen ihrer Epoche zu betrachten – im Zentrum bleibt jedoch immer die Wahrung einer schicklichen Distanz und Demonstration ihrer traditionellen bürgerlichen Rollenmuster.

Die Suche ergab 41 Treffer in 41 Dokumenten.

Einträge 1 bis 25 von 41.