In der Landesbibliothek befindet sich eine nahezu vollständige Sammlung des schleswig-holsteinischen Notgeldes – von Nordschleswig bis Lauenburg. Mit über 13.000 Objekten gelten die Sammlungen Rasmussen und Rixen zu den umfangreichsten und vollständigsten Notgeldsammlungen zu Schleswig-Holstein und Hamburg. Über 85 Prozent der von Kreisen, Gemeinden, Städten und Institutionen ausgegebenen Notgeldscheine und -münzen liegen im Original vor. Viele von ihnen sind bislang nur aus Katalogen bekannt und wissenschaftlich kaum erforscht.

Notgeld ist alles, was in Krisenzeiten bei akutem Mangel gesetzlicher Zahlungsmittel als behelfsmäßiger Ersatz in Umlauf gebracht wurde. Neben den üblichen Geldscheinen und geprägten Notmünzen fanden auch Ersatzmaterialien wie Seide, Leinen, Holz, Ton oder etwa Alufolie Verwendung. Von den seltenen frühesten deutschen Notgeldausgaben von 1812 über Raritäten des Ersten Weltkrieges, kulturgeschichtlich bedeutenden Serienscheinen, Inflationsgeld bis hin zu Notgeld nach 1945 dokumentieren die Sammlungen Rasmussen und Rixen einen breitgefächerten Quellenbestand an der Schnittstelle zu regionaler Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Volkskunde, Heraldik, Kultur- und Kunstgeschichte. Ihr Charakter als Fundus bekannter und längst vergessener Künstler, Druckereien und ausgebender Firmen, als Speicher der Ikonografie und Symbolik und als „Propagandamunition“ während der Volksabstimmung in Schleswig 1920 macht die Sammlung Rasmussen zu einem einmaligen Zeitdokument regionaler Gedächtniskultur.

Im Jahr 2023 jährt sich die Hyperinflation von 1923 zum hundertsten Mal. Die Hyperinflation ist zweifelsohne das erste, was man mit Notgeld verbindet – ist das Inflationsnotgeld doch wohl eine der befremdlichsten Quellen der frühen Weimarer Jahre, die zeigt, wie Deutschland in eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Katastrophe schlitterte. Es kam zum Druck eilig hergestellter örtlicher Notgeldausgaben mit irrsinnig hohen Nominalen: Über Nacht wurden Millionenscheine, Milliardenscheine und schließlich Billionenscheine gedruckt, um den Zahlungsverkehr zumindest behelfsmäßig aufrechtzuerhalten. Ein Querschnitt durch die Bestände des Inflationsnotgeldes Schleswig-Holsteins erinnert an das Kuriosum der frühen 1920er Jahre.

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