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Schätze der SHLB
Die SHLB beherbergt seit mehr als 125 Jahren einen wertvollen Teil des kulturellen Erbes des Landes, überliefert in Druckwerken, Autografen, Musikalien, Karten, Bilddokumenten und Objekten.
Diese Kollektion präsentiert eine Auswahl der Zimelien der Landesbibliothek durch die Jahrhunderte und Sammlungen, um die Vielfalt des Bestands und des kulturellen Erbes Schleswig-Holsteins mit regionaler und überregionaler Bedeutung auch über die Landesgrenzen hinaus sichtbar zu machen.
(17 Titel)
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Theodor Storm (1817-1888)
Zu den wertvollsten und am meisten frequentierten Beständen der Handschriftensammlung gehört der Nachlass des Dichters Theodor Storm (1817 – 1888). Einerseits „berühmtester Nordfriese“, hat Theodor Storm mit seinem Leben und Werk auch weit überregional wichtige Spuren in der Literatur- und Kulturgeschichte hinterlassen. Storm gilt als bedeutendster Vertreter des poetischen Realismus. Seine 56 Novellen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, verfilmt und noch heute neu aufgelegt. Der Nachlass umfasst Manuskripte, biografische Dokumente und eine umfassenden Briefwechsel. Herzstück des Nachlasses ist – neben zahlreichen anderen Werkmanuskripten seiner Novellen und Gedichte – das Manuskript seiner berühmtesten, 1888 erschienenen Novelle „Der Schimmelreiter“ von letzter Hand.
Weiterer Schwerpunkt ist Storms umfangreicher Briefwechsel, der ihn eingebunden in ein großes Kommunikationsnetzwerk weit überregional bekannter Dichter, Wissenschaftler und Künstler zeigt – wie Theodor Fontane, Paul Heyse, Gottfried Keller oder Otto Speckter. Storms Engagement während der „Erhebungszeit“ und unversöhnliche Haltung gegen Dänemark, sein Exil in Potsdam und Heiligenstadt und angespanntes Verhältnis zu den Preußen liefern zudem zahlreiche Forschungsschnittstellen zur überregionalen Geschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der enge Briefwechsel Storms mit seiner Familie legt zahlreiche dieser literatur- wie politikwissenschaftlichen Spuren offen. Jenseits der Zensur der Öffentlichkeit geben sie einmalige persönliche Einblicke in Storms Leben zwischen Juristerei und Literatenexistenz, politischem Exil und Heimatssehnsucht. Auch die Korrespondenz mit seinen Kindern, insbesondere seinen Söhnen Hans, Karl und Ernst gilt seit langem als unentbehrliche Quelle für die enge Verschränkung des Stormschen Werkes mit seiner ganz persönlichen Familienbiografie.(11 Titel)
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Helgoland
Die Nordseeinsel Helgoland hat eine lange und bewegte Geschichte. Die Insel war ein wichtiger strategischer Punkt für die Marine und Handelsschifffahrt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Helgoland von den Briten besetzt und stark beschädigt; nach Wiederaufbau der Insel nach dem Krieg entwickelte sich die Insel zu einem wichtigen kulturellen Ort in der Region. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Inselgruppe zu einem beliebten Kurort und Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller – Heinrich Heine und Max Liebermann waren häufige Gäste. Eng verwurzelt mit der Helgoländer Literaturgeschichte war vor allem der auf der Insel geborene James Krüss, einer der populärsten schleswig-holsteinischen Kinderbuchautoren. In seinen Büchern spiegelt sich oft seine enge Verbundenheit mit Helgoland wider. Bekannt für ihre Farbenpracht, die durch den roten Sandstein der Felsen und das tiefblaue Meer entsteht, ihre Vogel- und Unterwasserwelt ist die Insel auch immer Quelle der Inspiration für Zeichner, Maler und Fotografen gewesen. Die Landesgeschichtliche Sammlung der Landesbibliothek bewahrt zahlreiche Druckwerke, Zeichnungen und Fotografien Helgolands. Die vielseitigen Motive liefern Gesamtschauen der Insel aus der Vogelperspektive, Ansichten der Steilküste, der Wohn- und Ferienhäuser, des Strandlebens und der Schifffahrt.
(182 Titel)
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Historische Zeitungen aus Schleswig-Holstein
Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek ist die einzige öffentliche Institution, die alle schleswig-holsteinischen Tageszeitungen sammelt. Täglich gelangen ca. 60 Tageszeitungen aus allen schleswig-holsteinischen Regionen ins Haus, von denen mehr als 100 Zeitungen auch retrospektiv als Mikrofilm angeboten werden. Gerade die historischen Zeitungen bergen einen unschätzbaren Wert für die Landesgeschichte Schleswig-Holsteins.
(3 Titel)
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Boie-Voß-Archiv
Johann Heinrich Voß (1751-1826) gilt als einer der wichtigsten Dichter der Spätaufklärung und ist vor allem für seine Übertragungen von Homers Epen (Ilias, Odyssee) und anderer Klassiker der Antike bekannt. Voß war Mitbegründer und führender Kopf des Göttinger Hainbundes und ab 1774 alleiniger Herausgeber des Musenalmanachs.
1777 heiratete Johann Heinrich Voß Ernestine Boie (1756-1834), Schwester seines Meldorfer Dichterfreundes Heinrich Christian Boies. Die Familie Voß zog von Wandsbek nach Otterndorf an der Elbe und schließlich 1782 nach Eutin, wo Johann Heinrich Voß zum Gymnasialdirektor ernannt worden war, 1786 zum Hofrat. Das „Voß-Haus“ im Stadtzentrum wurde zur Begegnungsstätte mit vielen Persönlichkeiten der Epoche: Wilhelm von Humboldt, Friedrich Klopstock, Matthias Claudius und Friedrich Heinrich Jacobi waren gern gesehene Gäste. Der literarische „Eutiner Kreis“ rund um die Familie Voß machte Eutin zum „Weimar des Nordens“ – gleichzeitig war die Eutiner Zeit die produktivste im Leben Johann Heinrich Voß‘. Auf seinen Reisen knüpfte Voß zahlreiche Kontakte, wie etwa mit Gleim, Goethe, Wieland und Herder.
Das Boie-Voß-Familienarchiv ist einer der ältesten und wertvollsten Nachlassbestände der Landesbibliothek. Mit insgesamt 50 Archivkästen hält es deutschlandweit die größte Sammlung an Autographen der Familie Voß bereit. Der Bestand umfasst Korrespondenzen von Johann Heinrich Voß an Freunde und Dichterkollegen wie Matthias Claudius, Heinrich von Gerstenberg, Johann Martin Miller oder die Stolberg-Brüder, persönliche Unterlagen wie Urkunden zu Hauskauf, Heirat und Familienereignissen, Manuskripte, v.a. Gedichte und Drucksachen sowie das Herzstück des Nachlasses: die Familienkorrespondenz. Sie enthält Briefe zahlreicher Mitglieder der Familie Voß und Boie, etwa der Eltern Voß‘, Briefwechsel mit den Söhnen, Korrespondenzen der Familien Boie und Haberkorn wie etwa Briefe von und an Heinrich Christian Boie und Familie oder die Sammlung des Naturkundlers Friedrich Boie.
Insbesondere die mehrere Hundert Dokumente umfassenden Braut- und Ehebriefe, die Johann Heinrich Voß und seine Frau Ernestine Boie wechselten, sind ein besonderes Highlight. Sie zählen zu den eindrucksvollsten Privatkorrespondenzen, die aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert – der Hochphase des Briefes – in diesem Umfang erhalten geblieben sind. Bislang weitgehend unveröffentlicht, sie sind eine unentbehrliche Quelle der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte der Spätaufklärung: Mit Informationen zu Buchproduktion, Verlagsgeschichte und Literatenexistenz zeichnen sie ein lebendiges Bild vom Leben und Umfeld einer norddeutschen Dichterfamilie um 1800. Darüber hinaus sind sie auch ein Dokument zeitgenössischer Briefkultur: So sind sie nicht nur als Privatbriefe, sondern auch rhetorisch überhöhte Kunstbriefe voller Wortspielereien und Geselligkeitsformen ihrer Epoche zu betrachten – im Zentrum bleibt jedoch immer die Wahrung einer schicklichen Distanz und Demonstration ihrer traditionellen bürgerlichen Rollenmuster.
(51 Titel)
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Schleswig-Holsteinische Erhebung (1848-1851)
2023 jährt sich zum 175. Mal eines der bedeutendsten Ereignisse der Schleswig-Holsteinischen Geschichte: Die Schleswig-Holsteinische Erhebung, die am 24. März 1848 begann und erst 1851 nach zahlreichen militärischen Konflikten mit der Niederlage gegen Dänemark endete. Im Mittelpunkt dieses Konfliktes zwischen den Herzogtümern und Dänemark stand die Frage der Zugehörigkeit des Herzogtums Schleswig. Während die deutsch gesinnten „Schleswig-Holsteiner“ nach einer gemeinsamen Verfassung für Schleswig und Holstein strebten, waren die Nationalliberalen Dänemarks an einem dänischen Nationalstaat interessiert, dessen Südgrenze die Eider bilden sollte. In der Nacht vom 23. auf den 24. März 1848 riefen führende Männer der schleswig-holsteinischen Landespartei in Kiel eine Provisorische Regierung ins Leben. Deren Proklamation markierte den Anfang eines dreijährigen Bürgerkriegs um die Unabhängigkeit der Herzogtümer vom Gesamtstaat.
Die Landesbibliothek bewahrt die umfassendste Sammlung Deutschlands zu diesem Thema. Zahlreiche schriftliche Dokumente wie Flugblätter, Karikaturen, Zeitungsartikel und Berichte von Zeitgenossen sowie Zeichnungen und Gemälde der Landesgeschichtlichen Sammlung geben einen Einblick in die Geschehnisse zwischen 1848 und 1851.(35 Titel)
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Maria Slavona (1865-1931)
Sie galt unter Zeitgenossen als eine der bedeutendsten deutschen Malerinnen ihrer Zeit: die Lübeckerin Maria Slavona – eigentlich Marie Dorette Caroline Schorer. In ihrem Haus verkehrten der junge Pablo Picasso, Edvard Munch, Rainer Maria Rilke und der junge Theodor Heuss, der Galerist Paul Cassirer und Käthe Kollwitz. Sie war Mitglied der Berliner Secession und des Deutschen Künstlerbundes, organisierte eigene Ausstellungen im ganzen Kaiserreich, betrieb auf dem Pariser Montmartre ein eigenes Atelier und tat sich bereits in den 1890ern als Sammlerin des noch unbekannten van Gogh hervor. Thomas Mann und Max Liebermann waren ihre Bewunderer.
Sie galt unter Zeitgenossen als eine der bedeutendsten deutschen Malerinnen ihrer Zeit: die Lübeckerin Maria Slavona – eigentlich Marie Dorette Caroline Schorer. In ihrem Haus verkehrten der junge Pablo Picasso, Edvard Munch, Rainer Maria Rilke und der junge Theodor Heuss, der Galerist Paul Cassirer und Käthe Kollwitz. Sie war Mitglied der Berliner Secession und des Deutschen Künstlerbundes, organisierte eigene Ausstellungen im ganzen Kaiserreich, betrieb auf dem Pariser Montmartre ein eigenes Atelier und tat sich bereits in den 1890ern als Sammlerin des noch unbekannten van Gogh hervor. Thomas Mann und Max Liebermann waren ihre Bewunderer.
Dennoch galt Maria Slavona über viele Jahrzehnte als vergessen. Dies mag der Tatsache geschuldet zu sein, dass sie eine Kunstrichtung vertrat, die in der Zeit des Nationalsozialismus als „entartete Kunst“ nicht mehr erwünscht war. Die Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg trug ihr Übriges dazu bei, einen großen Teil ihres künstlerischen Werkes zu zerstören. Umso wertvoller erscheint der 33 Kästen umfassende private Nachlass der Künstlerin in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Reich an persönlichen Notizen, Skizzen und Gegenständlichem – wie ihrer noch erhaltenen Malerpalette mit Pinselköcher – entfaltet er ein buntes Panorama der Bohème des 19. Jahrhunderts bis zum beginnenden Nationalsozialismus, das seine Wurzeln in Schleswig-Holstein hat.Inspiriert von Monet, Renoir und Manet, entwickelte Slavona ihre eigene bildgewaltige Sprache. In den meisten der 1.500 erhaltenen Briefen an Willy Grétor, Otto Ackermann, ihre Tochter oder ihre Freundin Rosa Pfäffinger geht es um die plastische Schilderung der Kunstwelt, um schillernde Bekanntschaften und Netzwerke, aber auch immer wieder um Geld, um Überlebenswillen, um die rücksichtslosen Mechanismen des Kunstbetriebs.
(3 Titel)
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100 Jahre Hyperinflation - Notgeld
In der Landesbibliothek befindet sich eine nahezu vollständige Sammlung des schleswig-holsteinischen Notgeldes – von Nordschleswig bis Lauenburg. Mit über 13.000 Objekten gelten die Sammlungen Rasmussen und Rixen zu den umfangreichsten und vollständigsten Notgeldsammlungen zu Schleswig-Holstein und Hamburg. Über 85 Prozent der von Kreisen, Gemeinden, Städten und Institutionen ausgegebenen Notgeldscheine und -münzen liegen im Original vor. Viele von ihnen sind bislang nur aus Katalogen bekannt und wissenschaftlich kaum erforscht.
Notgeld ist alles, was in Krisenzeiten bei akutem Mangel gesetzlicher Zahlungsmittel als behelfsmäßiger Ersatz in Umlauf gebracht wurde. Neben den üblichen Geldscheinen und geprägten Notmünzen fanden auch Ersatzmaterialien wie Seide, Leinen, Holz, Ton oder etwa Alufolie Verwendung. Von den seltenen frühesten deutschen Notgeldausgaben von 1812 über Raritäten des Ersten Weltkrieges, kulturgeschichtlich bedeutenden Serienscheinen, Inflationsgeld bis hin zu Notgeld nach 1945 dokumentieren die Sammlungen Rasmussen und Rixen einen breitgefächerten Quellenbestand an der Schnittstelle zu regionaler Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Volkskunde, Heraldik, Kultur- und Kunstgeschichte. Ihr Charakter als Fundus bekannter und längst vergessener Künstler, Druckereien und ausgebender Firmen, als Speicher der Ikonografie und Symbolik und als „Propagandamunition“ während der Volksabstimmung in Schleswig 1920 macht die Sammlung Rasmussen zu einem einmaligen Zeitdokument regionaler Gedächtniskultur.Im Jahr 2023 jährt sich die Hyperinflation von 1923 zum hundertsten Mal. Die Hyperinflation ist zweifelsohne das erste, was man mit Notgeld verbindet – ist das Inflationsnotgeld doch wohl eine der befremdlichsten Quellen der frühen Weimarer Jahre, die zeigt, wie Deutschland in eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Katastrophe schlitterte. Es kam zum Druck eilig hergestellter örtlicher Notgeldausgaben mit irrsinnig hohen Nominalen: Über Nacht wurden Millionenscheine, Milliardenscheine und schließlich Billionenscheine gedruckt, um den Zahlungsverkehr zumindest behelfsmäßig aufrechtzuerhalten. Ein Querschnitt durch die Bestände des Inflationsnotgeldes Schleswig-Holsteins erinnert an das Kuriosum der frühen 1920er Jahre.
(21 Titel)
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Albert Einstein in Kiel
Sie teilten nicht nur die Liebe zur Wissenschaft, sondern auch zum Segeln: Albert Einstein und Hermann Anschütz-Kaempfe. 1914 kam der angesehene Physiker nach Kiel, um dem Kieler Fabrikanten Anschütz-Kaempfe bei einem Patentstreit zum Kreiselkompass als Gutachter vor Gericht zu helfen – aus einer Berufsbeziehung wurde enge Freundschaft. Einsteins Pläne, sich ganz in Kiel niederzulassen, zerschlugen sich allerdings mit Beginn des Nationalsozialismus. Was bleibt, sind seine humorvollen Briefe an Anschütz, seine eigenhändigen Skizzen zum Kugelkompass und Fotografien, die Einsteins Verbindung zu Kiel dokumentieren.
(13 Titel)
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Historische Rezeptbücher
Grünkohl, Aalsuppe, Rode Grütt: Die Klassiker der norddeutschen deftigen, bodenständigen Küche gehen auf teilweise jahrhundertealte Traditionen zurück, die vor allem durch Fischfang und Landwirtschaft geprägt sind. Dass die norddeutsche Küche dabei nicht ohne Rafinesse daherkommt, verraten die zahlreichen historischen Rezeptbücher, die – teilweise handschriftlich, teilweise als Druckwerke – in der SHLB aufbewahrt werden. Darunter findet sich etwa das über Generationen geführte Kochbuch der Adelsfamilien Rantzau, Bothmer und Schweinitz oder der „reichhaltige Schats für Köchinnen“ aus Altona von 1860.
Wie wäre es mit einem Rezept für Kalbsbraten, Sauerampfersuppe, Morellenmarmelade oder Quittenlikör? Was braucht es, um „einen guten Maulbeer-Saft zu sieden“? Und was verbirgt sich hinter „Aeble Kage“ oder „Aufgelaufen Zucker-Brot“? Die Rezeptsammlungen und Kochbücher der Landesbibliothek aus drei Jahrhunderten laden ein zum Stöbern. Und gleichzeitig liefern sie mit Informationen über Gerichte, verfügbare Lebensmittel, Gewürze, Geschmack und Traditionen des Zubereitens im Wandel der Zeit einen wertvollen Quellenfundus zur Alltagsgeschichte Schleswig-Holsteins.(5 Titel)
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Friedrich von Esmarch (1823-1908)
Friedrich von Esmarch (1823–1908), Chirurg und Begründer des zivilen Samariterwesens in Deutschland, gehört zu den großen Medizinpionieren des 19. Jahrhunderts. Sein Handwerk als Chirurg lernte er direkt nach Abschluss seines Medizinstudiums in Kiel auf den Schlachtfeldern der Schleswig-Holsteinischen Erhebung. Am 8. April 1848 erhielt er seine Zulassung als Arzt der schleswig-holsteinischen Armee, und nur einen Tag später versorgte er bereits die im Gefecht von Bau verwundeten Kieler Turner und Studenten. In den Kämpfen von 1849/50 gewann er weitere Erfahrung auf dem Gebiet der Kriegschirurgie. Seine weitere medizinische Karriere führte ihn 1854 auf die Professur für Chirurgie in Kiel und brachte ihm die Ernennung zum Generalarzt. Besondere Verdienste erwarb er sich beim Aufbau der Ersten Hilfe. Was heute selbstverständlicher Bestandteil jedes Erste-Hilfe-Koffers ist, geht auf Esmarch zurück: das Verbandspäckchen und das Dreieckstuch. Ferner begründete Esmarch zwei für die Chirurgie entscheidende Verfahren, die seinen Namen tragen: den „Esmarch-Heiberg-Handgriff“ als wichtigen stabilisierenden Griff in der Rettungsmedizin und die „Esmarch’sche Blutleere“, das Operieren im blutleeren Raum, worunter das Abbinden der Extremitäten mittels Gummibinde oder Druckluftmanschette zur Verminderung von Blutung während einer Operation verstanden wird. Die von ihm häufig bei Prellungen eingesetzte Eiskühlung brachte Esmarch den Spitznamen »Fiete Isbüddel« (Friedrich Eisbeutel) ein. Esmarchs Heirat mit Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, die Tante der späteren Deutschen Kaiserin Auguste Viktoria, ebnete ihm den Weg in die höhere Gesellschaft und in das Umfeld des Deutschen Kaiserhofes. 1887 wurde Esmarch durch Kaiser Wilhelm I. in den preußischen Adelsstand erhoben.
Die Landesbibliothek besitzt seinen 61 Kästen umfassenden handschriftlichen Nachlass mit einem umfangreichen Korrespondenzteil und biografischen Dokumenten, eine um 1904 von dem schleswig-holsteinischen Bildhauer Adolf Brütt angefertigte Büste des berühmten Chirurgen sowie mehrere Stiche und Fotos, die Esmarch beim Operieren und Amputieren von Gliedmaßen zeigen.(4 Titel)
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Ortschroniken
Die SHLB hat einen Bestand von ca. 1300 sowohl historischen als auch aktuellen Ortschroniken aus und über Orte und Gemeinden in Schleswig-Holstein. Ortschroniken sind umfassende chronologische Darstellungen, die die Alltags- und Heimatgeschichte von Orten oder Gemeinden verzeichnen. Die älteste, eine Chronik über die Insel Helgoland, die damals noch "Heyligeland" hieß, datiert aus dem Jahre 1643.
(16 Titel)
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Klaus Groth (1819-1899)
Klaus Groth, 1819 in Heide geboren und 1899 in Kiel gestorben, gilt neben Fritz Reuter als einer der wichtigsten Begründer der neueren niederdeutschen Literatur. Der Nachlass des Dichters eröffnet mit seinen 54 Archivkästen an Korrespondenzen, Manuskripten von nieder- und hochdeutschen Gedichten, Lebenserinnerungen und persönlichen Dokumenten einen einmaligen interdisziplinären Zugang zu seinen Denk- und Arbeitsprozessen. Gleichzeitig kommt dem Bestand eine besondere Rolle zu: Als erster erworbener Nachlass der Bibliothek setzte er im Jahr 1908 den entscheidenden Grundstein für die Einrichtung einer Handschriftenabteilung in der Landesbibliothek.
Groths handschriftliche Lyrik, allen voran sein Hauptwerk „Quickborn“ mit eigenhändigen Korrekturen, ist in verschiedenen handschriftlichen Fassungen überliefert. Entstehungsort des „Quickborn“ war Fehmarn, wohin sich der 1819 in Heide geborene ehemalige Mädchenschullehrer nach einem Nervenzusammenbruch zurückgezogen hatte. Das Werk, das 1852 im Hamburger Verlag Perthes erschien, machte ihn über Nacht berühmt. Groth verwendet simples Papier, das er aus Gründung der Sparsamkeit sogar schon einmal anderweitig beschrieben hatte: So stehen hier zwischen den Quickborn-Entwürfen auch hochdeutsche Gedichtfragmente, Briefentwürfe und mathematischen Gleichungen, die Groths Affinität zur Differential- und Integralrechnung offenbaren.
Der korrespondenzreiche Nachlass spannt mit über 6.000 erhaltenen Briefen ein weites Beziehungsgeflecht um Kollegen wie Theodor Storm, Johann Hinrich Fehrs, Emanuel Geibel bis hin zu Otto Jahn und Johannes Brahms. Besonders letztere – und die erhaltenen Vertonungen der Grothschen Gedichte – bieten eine einmalige Grundlage für musikwissenschaftliche Forschung.
(14 Titel)
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Volkskundesammlung Selk
Die Sammlung Selk ist eine von etwa 50 Material- und Volkskundesammlungen im Bestand der Handschriftenabteilung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Sie enthält ca. 6400 Aufzeichnungen aus mündlichen Quellen aus Angeln, die der Volkskundler und Heimatforscher Gustav Friedrich Meyer (1878–1945) und seine Schüler Paul Selk (1903–1996) auf Reisen durch Schleswig-Holstein in den 1930er und 1950er Jahren zusammengetragen haben.
(23 Titel)
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Christine Hebbel (1817-1910)
Sie war eine der schillerndsten weiblichen Persönlichkeiten der Theaterwelt des 19. Jhs. und weit mehr als nur die Frau des Dramatikers Friedrich Hebbel: Christine Enghaus. Ihr Briefwechsel ist einer der Herzstücke der Hebbel-Autographensammlung der Landesbibliothek, die sich zu einem Teil aus eigenem Altbestand und zu einem Großteil aus Dauerleihgaben des Hebbel-Museums in Wesselburen zusammensetzt. Die im Aufbau begriffene digitale Sammlung der Korrespondenzen von und an Christine Hebbel gibt Einblick in Literatenexistenz und Theaterwelt, Alltag und Häuslichkeit einer Dichterfamilie des 19. Jahrhunderts.
Als Christine Hebbel 1846 den aus dem beschaulichen Wesselburen in Dithmarschen stammenden Dramatiker Friedrich Hebbel kennenlernte und kurz darauf heiratete, stand sie bereits als gefeierte Schauspielerin des Wiener Burgtheaters im Zenit ihres Ruhms. Über 30 Jahre gehörte sie dort zum festen Ensemble, mit unvergesslicher Bravour hauchte sie Hebbels tragischen Frauengestalten Maria Magdalene, Agnes Bernauer oder Genoveva Leben ein und trug damit wesentlich zum Erfolg seiner Werke bei. Sie war es, die als Kraft- und Impulsgeberin ihres Mannes ihm seinen Weg in die deutschsprachige kunst- und kulturschaffende Gesellschaft ebnete – was sie zu weitaus mehr macht als zu einer Gattin des wichtigsten Dramatikers des 19. Jahrhunderts.
Mit ihren Theaterbriefen tritt Christine Hebbel als eigenständige Künstlerin ins Blickfeld, mit ihren Briefen an Dichterkollegen und Freunde ihres Mannes offenbart sie ihre rege Einbindung in das literarische Netzwerk der Zeit. Nicht zuletzt pflegte sie intensive Kontakte nach Norddeutschland, in die Heimat Friedrich Hebbels – mit ihren Briefen an Klaus Groth oder Theodor Storm. Christine Hebbels Briefe sind nicht zuletzt ein Dokument zeitgenössischer Briefkultur, das einmal mehr offenbart, wie sehr der Brief als eigener Kommunikationsraum der bürgerlichen Frau im 19. Jahrhundert genutzt wurde.
Die im Aufbau begriffene digitale Sammlung der Briefe Christine Hebbels ist ein Kooperationsprojekt der Landesbibliothek mit Prof. Dr. Martin Langner, Präsident der Hebbel-Gesellschaft e.V. und Literaturwissenschaftler an der Pädagogischen Universität Krakau, Polen. Als digitale Ergänzung seiner im Druck befindenden Edition der Briefe Christine Hebbels bietet die Landesbibliothek erstmals eine umfassende virtuelle Präsentation der Christine-Hebbel-Briefe aus eigenem Bestand. Angereichert wird die digitale Schau durch Brief-Transkriptionen und Kommentare.
(23 Titel)
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Schleswig-Holsteinische Herrenhäuser
Zahlreiche, meist seit Generationen im Familienbesitz befindliche herrschaftliche Häuser und Gutshöfe geben Zeugnis von der Adelskultur in Schleswig-Holstein. Sie blicken – wie etwa Schloss Salzau, Schloss Bredeneeck, Gut Knoop, Gut Panker oder Gut Kletkamp – auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek bewahrt eine umfassende Sammlung an historischen und seltenen Drucken, zu denen unter anderem die Herrenhaus- und Nachlassbibliotheken der schleswig-holsteinischen Adelshäuser Rantzau, Noer, Kühren und Salzau mit etwa 7.000 Titeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert gehören. Sie geben Zeugnis von gut 150 Jahren Adelskultur. Als „Herzstück“ des Altbestands erfreuen sich diese Bibliotheken aufgrund ihrer inhaltlichen Bandbreite, aber auch prominenten Bestandsgeschichte großer Aufmerksamkeit.
Die Bibliotheken Noer und Rantzau wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus Gründen der Raumnot und mangelnden konservatorischen Bedingungen in die Landesbibliothek gebracht. 1970 gingen der Buchbesitz der Grafen Blome auf Salzau sowie die Titel aus dem Herrenhaus Kühren in das Eigentum der Landesbibliothek über. Die Lansdesbibliothek wurde durch diese Übernahmen nicht nur um wertvolle Drucke bereichert, sondern mit den Sammlungen Noer und Salzau auch um wertvolle Notendrucke und -handschriften aus dem 19. Jahrhundert. Da nur die wenigsten privaten Musiksammlungen aus Herrenhäusern die Inflationszeit und den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, sind die rund 600 Musikalien ein besonderes Kleinod, die mit ihren Gesamtausgaben der Werke großer Komponisten, Klavierschulen, begleitete Lieder und Arien sowie Tänze jeglicher Art Zeugnis über die schleswig-holsteinische Hofkultur der Zeit ablegen.
Darüber hinaus bewahrt die Landesbibliothek in der Landesgeschichtlichen Sammlung einen umfangreichen Quellenfundus an Druckgrafiken und Fotografien schleswig-holsteinischer Herrenhäuser und Gutshöfe aus etwa 200 Jahren.
(16 Titel)
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Jens Rohwer (1914-1994)
Der Nachlass des Komponisten, Hochschullehrers und Musikforschers Jens Rohwer (1914-1994) zählt zu den umfangreichsten Musikbeständen der SHLB. Weit über 700 Notenautographe, dazu Abschriften, Fotokopien und Skizzen, literarische, philosophische, musiktheoretische und -wissenschaftliche Texte und Textentwürfe sowie eine über 2.500 Briefe umfassende Korrespondenz lassen Rohwers komplexes, extrem vielseitiges, durchaus nicht bruchloses und nicht immer unstrittiges künstlerisches, kulturpolitisches, wissenschaftliches und pädagogisches Wirken anschaulich werden.
Seit der unmittelbaren Nachkriegszeit wirkte Rohwer als Professor an der Schleswig-Holsteinischen Landesmusikschule, der späteren Musikhochschule, in Lübeck, lange auch als deren Direktor. 1958 an der Kieler Universität im Fach Musikwissenschaft promoviert, verfasste er eine Vielzahl musiktheoretischer und -ästhetischer Abhandlungen. Mit starkem pädagogischen Impetus versuchte der umfassend gebildete und interessierte Intellektuelle vielfältig auf gesellschaftliche Entwicklungen der Bundesrepublik einzuwirken, illustriert u.a. durch ein umfangreiches essayistisches Œuvre. An der reformpädagogischen „Schule am Meer“ nach Idealen der Jugendbewegung erzogen, blieb Rohwer zeitlebens einem musisch getragenen Gemeinschaftsideal verpflichtet, das ihn von 1933 bis ’45 mit Vorstellungen deutscher Kultureinheit, wie sie der Nationalsozialismus propagierte, sympathisieren ließ. In ähnlichem Geiste schuf der examinierte Schulmusiker, der nach schwerer Kriegsverwundung bis 1945 in Posen Musiktheorie lehrte, durchaus auch Musik in Sinne des Regimes, wobei die rassistische und antisemitische NS-Ideologie nicht seine Motivation gewesen zu sein scheint. Nach dem Krieg ging Rohwer politisch hart mit sich ins Gericht. Sein späteres Eintreten für Amnesty International, die Grünen, die Demokratischen Sozialisten und die südafrikanische Anti-Apartheid-Bewegung kann nicht zuletzt auch als Reaktion auf sein von ihm nachträglich als falsch gewertetes Verhalten im ‚Dritten Reich‘ interpretiert werden. Dafür stehen auch zahlreiche politische Lieder der 1970er- und ‘80er-Jahre. Durchweg erhalten blieben Rohwer bereits vor 1933 gefasste Anschauungen über den kommunikativen und gemeinschaftsstiftenden Wert von Musik. Gebrauchskompositionen für musikalische Laien und pädagogische Werke bilden so einen von mehreren Schwerpunkten seines Schaffens. Tief religiös, schrieb Rohwer gleichfalls viel Kirchenmusik, Chöre, Oratorien, Kantaten, aber auch dezidiert ‚große‘, anspruchsvolle Musik für den Konzertsaal, Kammermusik, Konzerte, Sinfonien, dazu solistische Werke für Klavier, Orgel und andere Instrumente, stets jedoch in Abgrenzung von der europäischen Nachkriegsavantgarde, insbesondere vom Serialismus der 1950er- und ‘60er-Jahre. Dabei pflegte und entwickelte Rohwer eine höchst eigenständige, strikt kontrapunktisch fundierte, moderne Tonsprache. Seine Hospitation in der Berliner Kompositionsklasse Paul Hindemiths in den 1930er-Jahren scheint in ihr durch, ist aber individuell ausdifferenziert.
Die hier gezeigte digitale Auswahlpräsentation von Medien aus Rohwers Nachlass wurde 2022 von Studierenden des Musikwissenschaftlichen Instituts der CAU Kiel in einem Projektseminar unter Leitung von Dr. Alexander Lotzow zusammengestellt. Beteiligte waren Alex Brühl, Christoph Grunenberg, Alexander Hofmann, Nils Jastorff, Hannah Metz und Neele Uder. Ziel der Bemühungen war es, eine ausgewogene und seinen vielen Facetten möglichst gerecht werdende Darstellung Rohwers durch aussagekräftige Dokumente zu erzielen.
(31 Titel)
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Insel Sylt
Der Facettenreichtum der Geschichte der Insel Sylt und ihrer Menschen spiegelt sich in den Chroniken, Karten, Bildern und Aufzeichnungen in der Sammlung der SHLB. Sylt, die größte nordfriesische Insel, macht mit ihren langen Stränden und dem Wattenmeer auf der Ostseeseite eine besondere Faszination aus. Erstmals um das Jahr 1141 im Schenkungsbuch des Klosters Odense mit dem Namen „Sild“ urkundlich erwähnt, prägten Walfang, Seefahrt, Austernzucht und Landwirtschaft über viele Jahrhunderte das Bild der Insel. Als 1855 das erste Sylter Seebad Westerland gegründet wurde, war der Grundstein für den bis heute nicht mehr wegzudenkenden Erholungs- und Tourismusort an der Nordsee gelegt.
So wie zahlreiche Menschen das Bild der Insel prägten, inspirierte und prägte die Insel auch gleichermaßen viele Menschen, die sich mit der Insel befassten. Zu ihnen zählt der 1793 in Keitum geborene Uwe Jens Lornsen, Freiheitskämpfer für ein vereintes Schleswig-Holstein, oder der Keitumer Heimatkundler und bedeutendste Sylt-Chronist Christian Peter Hansen (1803-1879). Auch Theodor Storm erlag dem besonderen Reiz der Insel. Im August 1887 reiste der Dichter mit seiner Tochter Lucie zum ersten und einzigen Mal nach Sylt. Hier fand er endlich jenen unmittelbaren Kontakt zur Meeres- und Marschenlandschaft, jenes raue Zusammenspiel aus Wind und Wellen, das er für seine berühmte Novelle Der Schimmelreiter als Schöpfungsquelle suchte – und gleichzeitig inspirierte die Insel ihn zu der durch seinen Tod unpubliziert gebliebenen Sylter Novelle. Zur selben Zeit eroberte auch die Künstlerszene die Insel: So zählten die Holsteiner Hans-Peter Feddersen und Hinrich Wrage zu ihren häufigen Besuchern.(15 Titel)
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Ferdinand Tönnies (1855-1936)
Ferdinand Tönnies (1855-1936) war ein Wissenschaftspionier: International hervorragend vernetzt, gehörte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Begründern der Soziologie als eigenständige akademische Disziplin. Er hatte nicht zuletzt auch durch seine Vorreiterrolle in der entstehenden modernen Sozialstatistik einen maßgeblichen Einfluss auf das gesellschaftsanalytische Wissen seiner Epoche. Der Nachlass des in Oldensworth bei Husum geborenen Soziologen zählt mit seinen 82 Archivkästen zu den größten sozialwissenschaftlichen Nachlässen im deutschsprachigen Raum. Einer der Hauptschwerpunkte des Nachlasses liegt auf dem großen Bestand an Werkmanuskripten. Dem umfangreichen Teil an Veröffentlichtem steht dabei ein nicht unerheblicher Teil noch nie publizierter Entwürfe gegenüber. Neben seinem Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft sind es auch zahlreiche weitere Werkentwürfe, die in Varianten, Vorformen, und Korrekturbögen vieles über den Entstehungs- und Arbeitsprozess des Soziologen verraten.
Der umfassende Briefwechsel zeigt, dass der Schleswig-Holsteiner Tönnies trotz enger Heimatverbundenheit auch ein Kosmopolit, ein global vernetzter Denker war. Sein umfassender Briefeingang von Persönlichkeiten wie Bertrand Russell, Herbert Spencer, Georg Simmel oder Albert Einstein offenbart ein ungewöhnlich großes überregionales Korrespondenznetzwerk nach Großbritannien, USA bis hin in den fernen Osten. Die Bandbreite seiner Briefpartner steht auch als Indiz seiner vielseitigen Interessen, die nicht nur auf sozialwissenschaftliche und gesellschaftsphilosophische Themen beschränkt blieben. Dazu gehört auch ein umfassender korporativer Nachlassteil, also Briefe, die Tönnies als Vorstandsmitglied von Vereinen oder Gesellschaften erhalten hat, wie etwa die Akten der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, und etwa 2.000 Familienbriefe. Ein besonderes werkbiografisches Charakteristikum des Nachlasses sind die 167 Notizbücher und –kalender, die mit seltener Lückenlosigkeit daherkommen. Sie enthalten wertvolles gesellschaftswissenschaftliches und philosophisches Material – so etwa Entwürfe zu Werkmanuskripten, Begriffserörterungen oder statistische Analysen.
(26 Titel)
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Stammbücher
Als frühe, vor allem bei Studenten beliebte Form des Poesiealbums beherbergt die Handschriftensammlung der SHLB mehr als 100 Stammbücher aus dem späten 16.-19. Jahrhundert. Das Stammbuch war bis ins beginnende 19. Jahrhundert verbreitet. Durch den Eintrag von Gedichten, Liedern oder Zitaten in das Album – oft geschmückt mit kolorierten Federzeichnungen – versicherten sich Studenten ihrer Freundschaft.
Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek verwahrt in der Handschriftensammlung mehr als 100 Stammbücher aus dem späten 16. bis 19. Jahrhundert. Ihre Widmungsempfänger stammen aus Schleswig-Holstein und den angrenzenden Nachbarländern bis nach Süddänemark, darunter der Junker Heinrich Rantzau oder die Söhne des Dichters Johann Heinrich Voß. Unter den Eintragenden finden sich zahlreiche Persönlichkeiten der literarischen und kulturellen Szene wie Theodor Storm, Friedrich Gottlieb Klopstock oder der Soziologe Ferdinand Tönnies.(32 Titel)
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Schifffahrt
Als Land zwischen den Meeren ist Schleswig-Holstein untrennbar mit der Schifffahrt verbunden. Ob auf Nord- und Ostsee, über Flüsse oder durch Kanäle, die Schifffahrt war stets von zentraler Bedeutung für Handel, Kommunikation und Verkehr. Über Jahrhunderte bis heute prägte sie die Bevölkerung und das Erscheinungsbild vieler Städte und Regionen. Die Bedeutung der Schifffahrt für das Land spiegelt sich auch in den Sammlungen der SHLB wieder. Fotografien und Grafiken vom Bau und der Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanals sowie der Ausbau zahlreicher Häfen und Werften zeugen von der Anpassung der Infrastruktur an immer größer werdende Schiffe. Für den zunehmenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts war die Intensivierung der Fährverbindungen zwischen dem Festland und den nordfriesischen Inseln sowie der Hochseeinsel Helgoland notwendig. Grafiken und Fotografien zeigen die teils beschwerlichen Überfahrten. Um die Jahrhundertwende kam das luxuriöse Reisen mit den ersten Kreuzfahrtschiffen auf, die zunächst jedoch nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung erschwinglich war. Der Flensburger Fotograf Wilhelm Dreesen dokumentierte die Reisen mit dem ersten Kreuzfahrtschiff der Welt, der Auguste Victoria.
(22 Titel)
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Botanik
Die „Kräuterkenntnis“ – frühere Bezeichnung für Botanik – genoss in der Frühen Neuzeit hohes Ansehen. Ein Großteil der Wirtschaft basierte auf der Kenntnis rund um Pflanzen. Sie boten die Hauptnahrungsquelle für Menschen und Tiere, fungierten als Textillieferanten, bildeten eine wichtige Basis für die Medizin und spendete wertvolles Material für zahlreiche Handwerkszweige. Spätestens seit der durch den Botaniker Carl von Linné geschaffenen Grundlage der systematischen Botanik im Zeitalter der Aufklärung erlebte die botanische Kenntnis als Wissenschaft einen enormen Aufschwung, die zum Errichten von Botanischen Gärten und zum systematischen Anlegen von Pflanzenverzeichnissen und Herbarien führte – so auch in Schleswig-Holstein. In der Volkskundesammlung der Landesbibliothek befinden sich einige einschlägige Herbarien mit getrockneten Original-Herbarbelegen als Quellen zur Schleswig-Holsteinischen Pflanzenkunde aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus stehen in der Handschriftensammlung die Nachlässe bekannter schleswig-holsteinischer Botaniker wie Ernst Ferdinand Nolte (1791-1875) und Rudolph von Fischer-Benzon (1839-1911) oder die botanischen Untersuchungen des Schriftstellers Heinrich Christian Boie (1744-1806) und seiner Söhne Friedrich (1789-1870) und Heinrich Boie (1794-1827). Die Bibliothek hat zudem zahlreiche historische Druckwerke zur Holsteinischen Flora, Gräser- und Mooskunde, Kräuter- und Apothekerkunde im Bestand.
(13 Titel)
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Skizzenbücher
Bevor Künstlerinnen und Künstler ihre Werke auf Leinwand malten, brachten sie ihre Ideen und Eindrücke in Skizzenbüchern auf Papier. Bei einigen sind es nur schnelle Skizzen mit dem Bleistift, bei anderen fein ausgearbeitete Malereien in Aquarell oder Kreide. Die kleinen Begleiter bergen so manches Kunstwerk im Kleinformat. So lassen sich etwa Ansichten schleswig-holsteinischer Orte oder Porträts von Menschen aus dem nahen Umfeld der Künstlerinnen und Künstler entdecken. Als 1864 der Deutsch-Dänische Krieg ausbrach, zogen auch zahlreiche Künstler in den Krieg. Deren Skizzenbücher erlauben heute einen Blick in den damaligen Soldatenalltag.
Unabhängig vom Motiv geben die zahlreichen Skizzenbücher aus dem Bestand der Landesbibliothek aber auch einen faszinierenden Einblick in die Genese des künstlerischen Talents ihrer Besitzer. Die Landesgeschichtlichen Sammlung bewahrt die umfangreichen Skizzenbuch-Nachlässe von Bertha Dörflein-Kahlke (1875-1964), Friedrich Ernst Wolperding (1815-1888) und Adolf Burmester (1823-1909). Dazu gesellen sich zahlreiche weitere Skizzenbücher teils von unbekannter Hand, die belegen, welch großer Beliebtheit sich das Zeichnen als Freizeitbeschäftigung besonders im 19. Jahrhundert erfreute.
(8 Titel)
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Trachtenbilder
Das Wort Tracht meint in seiner ursprünglichen Bedeutung nichts anderes als Kleidung. Dennoch kam es im Laufe der Zeit zu einer Umdeutung des Wortes und wurde schließlich als Gegenbegriff zu „Mode“ gedacht. Die Landesbibliothek bewahrt zwar keine Kleidungsstücke auf, wohl aber zahlreiche Trachtenabbildungen der letzten drei Jahrhunderte aus verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein, wie den Nordfriesischen Inseln oder der Probstei in Ostholstein.
Die Tracht war aber keineswegs "ländliche Einheitskleidung", die Erneuerungen ausschloss. Die Erklärung für das Phänomen Tracht ist eine denkbar einfache: bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die DorfbewohnerInnen schlichtweg nicht mobil und lebten in einer nahezu abgeschlossenen Welt ohne Einflüsse von außen. Da der Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebte, deren Ländereien und Vieh ständige Versorgung bedurften, bewegten sich die Menschen nur selten über den nächstgrößeren Marktort hinaus. Neue modische Impulse erreichten die dörfliche Welt somit kaum. Im Mikrokosmos Dorf entwickelte sich also ganz unweigerlich ein regionaltypischer Kleidungsstil, den die DorfbewohnerInnen immer wieder voneinander kopierten. Ihre Kleidung war dennoch nicht einheitlich, die TrägerInnen variierten und modifizierten ihre Kleidung ständig und änderten ab, was ihnen nicht gefiel. Tracht war also Kleidung, die regionaltypische Besonderheiten aufwies und gleichzeitig individuell und modisch von den TrägerInnen angepasst wurde.(35 Titel)
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Carl Friedrich Cramer (1752-1807)
Der deutsche Theologe, Übersetzer, Herausgeber, Musikschriftsteller und Buchhändler Carl Friedrich Cramer zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten Kiels um 1800. Als überzeugter Anhänger der Französischen Revolution wirkte Cramer ab 1795 in Paris, wo er eine bedeutende Rolle als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland als Übersetzer und Journalist einnahm. Sohn eines dänischen Hofpredigers, verlebte Cramer seine Kindheit bei Kopenhagen und in Lübeck. Während des Studiums in Göttingen schloss er sich dem Göttinger Hainbund um den Dichter Johann Heinrich Voß an. Mit gerade einmal 23 Jahren wurde er Professor der griechischen und orientalischen Sprachen und der Homiletik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nebenbei veröffentlichte Cramer zahlreiche Schriften, darunter eine Sammlung von Predigten, eigene Gedichte, eine mehrbändige Biographie seines Freundes Friedrich Gottlieb Klopstock und übersetzte diverse Opernlibretti.
Bereits sein ab 1791 herausgegebenes „Journal Menschliches Leben“ lässt seine glühende Verehrung der Ideen der Französischen Revolution und Ablehnung des reaktionären Denkens in Deutschland anklingen. Seine Übersetzungspläne der Texte des Pariser Girondisten Jérôme Pétion, der zuvor für die Guillotinierung Ludwigs XVI. gestimmt hatte, kosteten Cramer 1794 schließlich seinen Posten an der Kieler Universität – zu radikal erschien seine Haltung in einer Zeit, in der die anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution in Deutschland längst ablehnender Ernüchterung gewichen war. Zum Staatsfeind erklärt, floh Cramer mit seiner Frau und seinem Sohn 1795 nach Paris. Er bezog ein bei der Verlosung konfiszierter Immobilien gewonnenes gutbürgerliches Haus, betrieb mit Hilfe des Hamburger Kaufmanns und Revolutionsanhängers Georg Heinrich Sieveking eine eigene Druckerei mit Buchhandlung und berichtete regelmäßig in der im dänischen Altona erscheinenden Zeitschrift „Frankreich“ aus dem revolutionären Paris. Cramers Haus wird zum internationalen Treffpunkt von Revolutionären und Aufklärern aus Frankreich, Dänemark und Deutschland.
Nach einer Reihe von persönlichen und finanziellen Schicksalsschlägen zu Beginn des 19. Jahrhunderts – u.a. dem Verkauf seiner Druckerei nach dem Tod seines Förderers Sieveking, dem Tod seines Sohnes – 1807 mit 55 Jahren verarmt in Paris. Heute ist er nahezu vergessen. Die Landesbibliothek bewahrt ein Konvolut an Manuskripten und Briefen Carl Friedrich Cramers sowie zahlreiche Ausgaben seiner Werke.
(21 Titel)